8. Sonntag, Hosea 2, 21-22

Ich traue mich Dir an um den Brautpreis der Treue

 

Die treulose Frau, die von ihren Söhnen und Kindern verklagt werden soll, ist Mutter, kein junges Mädchen, das erst in den Brautstand gekommen wäre.

Die ihre Mutter als Dirne verklagen sollen, haben sich selbst als „Dirnenkinder“ zu sehen, wenn die Mutter von ihrer untreuen Lebensart nicht ablässt. Ab 2,5 ist alles als Drohung gesprochen: als Entwürdigung, die er den hörenden Kindern androht, daß er sie ihr zufüge („Sonst ziehe ich sie nackt aus“), und als ein unfruchtbar Werdenlassen, einem Austrocknen, darin sie selbst zu einer Verdurstenden würde. Das kinderlos werdende Volk stirbt aus. Und da die angesprochenen Kinder des Volks, das ihre Mutter ist, zu diesem Volk gehören, ist die Drohung in ihre Zukunft hineingesprochen: sie sind nicht nur als Kinder, sondern gleichsam als Glieder des Mutterleibs in die Mitverantwortung für das Verhalten des Volkes Israel gerufen.Im nun weiter ausgezeichneten Bild der Mutter als Frau, die sich als Dirne verdingt, um Brot und Wasser, Öl und Wolle von ihren Liebhabern zu erhalten, die sich also in einem Liebesdienst hingibt, der auf Ernährung, Kleidung und Wohlstand abzweckt, wird das Schicksal der Treulosen im Spiegel ihrer Absichten und der sie leitenden Zwecke geschildert. Der Erzählung in Vergangenheitsform, die wiedergibt, was sie war, was sie getan hat, und wie sie es selbst rechtfertigt, was sie tat, wird in der Rede ein Präsenz entgegengestellt, das den Hörenden vor Augen führt, nicht was erst noch getan werden soll, sondern was als Gegenwart und in Konsequenz des Vergangenen im Lichte der besagten Rechtfertigung (der Liebesdienste zum Zwecke der Nahrungsbeschaffung) geschieht: „Darum versperre ich ihr den Weg mit Dornengestrüpp ...“. Die Verirrung (die in ihrer Rechtfertigung für die Untreue zum Ausdruck kommt) wird nun für sie selbst erfahrbar. Der der Bundestreue gedenkende Mann hilft ihr, die Verfehlung selbst zu erkennen, indem er sie auf den Weg bringt, in der Weglosigkeit die Verirrung im Selbstverständnis ihres Tuns zu erfahren. Sie handelt nicht aus Treue zur für sie als Mutter und Volk ursprünglichen Verbindung, nicht aus der Verbindung zur Treue, sondern aus einem Zweck, darin die Liebe selbst zum Mittel wird für ein eitles Leben, dessen Wohltaten nicht im Glück der Liebe gegründet sind, das nur geschenkt sein und das nur mit Treue zum ursprünglich unverdienten Geschenk gewahrt werden kann. Gottes Liebe als sie in ihrem ursprünglichen Geschenktsein erneuernde Treue stellt sich in den Worten des Propheten in der Güte einer Belehrung dar, die selbst nur mit der als unverdient ersichtlich werdenden Zuwendung des Mannes zu seiner treulosen Frau möglich wird, da sie nur in unverbrüchlicher Treue geschehen kann. Was als Drohung zur Bestrafung beginnt, wird in der Anrede an die Mitverantwortung zur Hilfe in der Erkenntnisgabe der Unverbrüchlichkeit von Treue und Liebe selbst als göttlicher in der Erneuerung des göttlich gestifteten Bundes. Doch geschieht die erste Umkehr, die sie aus dem Scheitern ihrer Gefolgschaft vermag, noch ganz im Zeichen des Maßes, wo es ihr besser geht. Nicht die Rückkehr zum „ersten Mann“ (2,9), den man durch einen zweiten ablösen kann, sondern der Mann als „Mein Mann!“ 2,18, den sie erkennt, dem sie sich in der Weise anverbindet, wie es dem ewigen Treuebündnis entspricht, kann die Treue wieder zur Geltung bringen - denn der Gatte ist nichts anderes als die dieses Bündnis ermöglichende Treue und Liebe und Gerechtigkeit selbst.Selbst im Denken an die Fülle des ihr an Dingen und Wohltaten Geschenkten geht nun die Rede an die Mutterkinder auf dieses Zweckverhalten ein: er ist es, aus dessen Hand die Fülle quillt, er holt es sich zurück – und nun nicht als Drohung, sondern als Gegenwart, wird das Volk als ein Mensch von allen Dingen, mit denen er sich umhüllt, entblößt – bringt sie um ihren Lohn, läßt das Vergängliche des Erstrebten vergehen. Ausdruck, daß sie ihn als Ursprung und Grund vergessen hat.Und wieder wird eben dieses Vergessenhaben, das im Verlust alles durch das sich Verdingen Erworbenen zum Ausdruck kommt, zum Beweggrund der unverbrüchlichen Treue, sich als dieser zu erkennen zu geben, da er die Antrauung mit dem Brautpreis der Treue und Liebe erneuernd vollzieht. Sie kann nicht anders wie er nicht anders kann.

Darum um sie zu werben, geschieht wiederum in einem sie zur Selbsterfahrung Führen, jedoch nicht mehr durch drohende Verwüstung (ihres Leibes), sondern sie in die Wüste führend, wo sie das Maß wiederfindet und die Gaben zu schätzen, das Fluchtal kennen lernt, das durchschritten, zum Tor der Hoffnung als Eingang in das verheißene, das gelobte Land wird. Das Durchwandern der Erfahrungen und ihrer Entbehrungen wird verglichen mit der Zeit des Auszugs aus Ägypten. Die Zeit des alten Bundes als Exodus aus der Knechtschaft wird zum Vorbild für den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit eines verwirrten Lebens in Untreue und Vergessenheit der die Gemeinschaft in ihren Vermögen tragenden Bedingungen.

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Wenn man versteht, inwiefern das Gute selbst als Maß aller Gutheit zugleich Grund alles Guten ist (also mit Platon auf die Idee des Guten bisweilen zu schauen gelernt hat), dann versteht man ohne allzu große Schwierigkeit, warum der Mann, der als göttlicher Bräutigam Inbegriff der Treue ist, den Treuebund stiftet, ohne daß vorher Zustimmungsverhandlungen mit der ihm erneut Anzutrauenden stattfinden können. Ein wechselseitiges Treuegelöbnis könnte erst aus der Treuegabe Gottes, aus der Gottesgabe der Treue selbst möglich werden: denn diese Gabe ermöglicht unser Vermögen, treu zu sein.

Das Antrauen um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, um den Brautpreis der göttlichen Treue, ist selbst ein ursprüngliches Ermöglichen, dadurch die Braut allererst in das Vermögen kommt, selbst zu lieben, gerecht und treu zu sein, also auch erst ein Treueversprechen geben könnte. Darum kann es hier kein Bild der Gegenseitigkeit sein, sondern macht den im wörtlichen Sinne ‚fundamentalen’ Unterschied zu einer jeden menschlichen Hochzeit aus, die eine wirkliche Liebesheirat wäre. Sie findet vielmehr in Gottes sich uns antrauender Treue ihren ewigen Grund. Die göttliche Treue ist die Treue selbst, durch die alles Treuseinkönnen erst in sein Vermögen kommt. Daß man dieses Vermögen beschädigen und fast verlieren kann und wie die erneuernde Teilgabe mit tatkräftiger Bezugnahme auf die unverlierbaren Residuen von Gerechtigkeit und Güte in den Vermögen des strebsam und zweckorientiert handelnden Menschenvolkes dieses Gerecht- und Treuseinkönnen wieder aufrichtet, dies schildert der Prophet Hosea in der Rede Gottes an die Söhne und Kinder ihrer Mutter Israel und macht darin sein dies bewirkende Verhalten zu dieser Mutter selbst kenntlich. Er kann, da er die Treue, Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit selbst ist, denn dies sind die Namen und das Wesen Gottes, gar nicht anders, als sie zur Berichtigung ihrer Treulosigkeit zu bewegen, damit sie aus der erfahrbar werdenden Not des Fehlens unter der Maßgabe von Treue und Liebe diesen wieder selbst folgen könne. Darum darf man sagen, Gott gibt sich mit dem Brautpreis als Bräutigam selbst – und es wird in dieser Zusage Gottes bei Hosea in der Tat eine christologische Figur erkennbar, wie sie im Markusevangelium mit dem Bild des Gottessohns als Bräutigam aufgenommen ist.Das ermöglichende Bewegen der treulosen Braut geschieht notwendig als ein erfahrbarwerden Lassen der Not des Fehlens jener Wesensbestimmungen der Gottheit Gottes, da sie orientierungslos wird, ihr Streben mißlingt und die erhofften Früchte verderben, das Land, auf das sie baut, verödet. Darum erfolgt diese Erfahrungsgabe des von Gott selbst her Wesentlichen im Erfahrbarwerden von grundlegenden Bedingungen der orientierungsfähigen Gemein­schaft­lichkeit eines Volkes in Widerfahrnissen, die teils nötigend, teils umwerbend und verlockend sind, je wie es die Verwirrungslage der Vermögen, wahre Braut Gottes zu sein, erfordert. Das Aktive Handeln Gottes bringt in der Schilderung der Erfahrung der Not dieses ins Gedächtnis, ohne das eine Erneuerung der Orientierungsfähigkeit am Rechten des Gerechten, an der Treue der Liebe nicht gegeben werden kann, und bringt diese Notlagen als solche zu Bewußtsein (für die zuhörenden Kinder des Volkes), in die er die Mutter als Frau umwillen der allein darin zu gewinnenden Einsichten führt. Sie ist als eine Frau angesprochen, die ihre Mutterschaft vergessen zu haben scheint. Als Braut wieder würde sie, an den Anfang erinnert, in dessen Status als Braut zurückversetzt, die Mutterschaft zu erneuern haben. Gottes Rede und Verhalten reagiert genau auf Zustand und Lage, die im Verhalten des Volkes Israel zum Ausdruck kommt, macht es ihm durch das stellvertretende Wort des Propheten begreiflich.Auch hier muß man sich keinen Gott als Bräutigam wünschen, der die Erneuerung der Vermögen zu Gerechtigkeit und Treue einem Volk mit leichterer Hand wiedergeben sollte (wie man es vielleicht von einem ‚nur’ lieben Gott erwarten wollte). Die Treuegabe und das Geschenk von Liebe, Güte aber eben auch von Recht und Gerechtigkeit kann, da das Vermögen des Liebens, der Treue und des gütigen Recht- und Gerechtseins erst wieder erworben werden und sich in Umkehrungen bilden muß, nicht ohne die Not ihres Fehlens erfahren zu haben, angenommen werden. Nähme man die Erfahrung der Not weg, wäre die Güte Gottes gar nicht auf das in eigenem Vermögen von Menschen treu und liebend und gerecht Seinkönnen bezogen und wäre so seinerseits kein wahres Vorbild von liebender und gütiger und in Gerechtigkeit angemessener Zuwendung der Menschen untereinander, in der sie nur eine würdige Gemeinschaft bilden können. Es würde dem göttlichen Handeln die notwendige Bildungs- und Orientierungskraft für die menschlichen Vermögen, in Treue und Liebe selbst zu handeln und sich verhalten zu können, gerade fehlen. Und es wäre keine Grundlage für eine Gemeinschaft, die aufgrund des Bundes, den Gott mit ihr geschlossen hat (und nicht umgekehrt), eine Treue- und Liebesgemeinschaft in Gerechtigkeit und Güte sein könnte, in der sie des Bündnisses würdig, den für das Seinkönnen als diese Gemeinschaft (von Gerechten und Liebenden und Treuen) ursprünglichen Bund mit Gott als seine Bundesgenossin genießen kann.Die Schilderung des Umgangs Gottes mit der widerspenstigen, aber zu belehren und in ihren Vermögen sich mit Erinnerung an ihren Ursprung sich zu bilden fähigen Frau, daß sie wieder Braut der Treue und der Liebe selbst sein kann, ist Lehre für die im Volk für ihre Mutter verantwortlichen Söhne und Töchter. Auf deren beurteilendes Bewußtsein hin ist Hoseas kunstvolle Klageführung Gottes gegen sein Volk gestaltet.

H.Erben IThB, 2006

9. Sonntag:

Das Sohnesopfer Abrahams, die Verwandlung und die analogia fidei mit Christus

 

Die Analogie zu Christus erschließt sich aus der Ähnlichkeit des Verhaltens im Gottesgehorsam und der Opferbereitschaft. Aufgrund dann dieser Analogie kann die Verheißung der Nachkom­menschaft Abrahams auf die Nachfolge Christi ausgelegt werden, die in die gesamte Menschheit hinein ausstrahlt. Durch sie wird die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn Gott nicht vorzuenthalten, ihm den Sohn nicht zu verweigern, in einer geistigen Bedeutung für die Begründung der Gottesgefolgschaft (in seiner kommenden Herrschaft) vernommen. Die analogia fidei erzeugt Erkenntnis aus Ähnlichkeiten in den Verhaltensstrukturen und Figurationen der Glaubenserzählungen. Ein mehr sinnliches, auf den Gattungsprozess bezogenes Verhalten und ein geistig wirksamens Geschehen werden füreinander als bedeutsam erkannt.Daß Abraham bereit ist, allein auf Gottes Wort hin, ihm seinen Sohn leiblich zu übergeben, be­deutet, daß Gott in ihm einen Sohn erhält. Mit dem Wort des Einhalts verhindert Gottes Stimme die Opferung im Fleische. Die beanspruchte Sohnschaft kann nur im Hören auf Gottes Wort sich zueignen, nicht materiell übereignet werden, nicht dadurch daß wir über jemand anderen verfügen, und es kann so nur Abraham selbst in seinem Gehorsamsverhalten sein, der die Stelle des Gottessohns vertritt, da er sich als treuer Gottesknecht erweist.Es hätte vielleicht naheliegen können, die Sohnesopferung dadurch auf das Christusopfer zu beziehen, daß man eine Analogie von Abraham zu Gott als Vater herstellt. Doch ist es Abraham, der das Opfer zu bringen und zu vollziehen hat: an seinem Fleisch und Blut – und an all seinen ehelichen Nachkommen und damit an sich in der Bestimmung, Vater und Herr eines Hauses zu sein. Auch ist es vom Evangelium her Gott der Vater, der seinen Sohn ‚hingibt’, aber er opfert ihn nicht, sondern es ist der Sohn, der den Willen des Vaters zur Rettung und zur Erneuerung der Gotteskindschaft für alle Menschen erfüllt, da er sich opfert und sich als Mensch mit Leib und Seele der Geißelung und der Tötung preisgibt, sich dem Gericht und der Gewalt der Menschen unterstellt. Die Hingabe des Sohnes ereignet sich von seiner Zeugung her und diese Zeugung des Logos ist eins mit der Segnung, ist die Salbung, ist das Erkennen als Sohn in der Liebe Gottes: „Heute habe ich dich gezeugt“ (PS 2.7 - vgl. auch „Taufe im Jordan“).In der Geistsegung im Jordan, noch für Jesus selbst nur erfahrbar, und jetzt auf dem Berg, für die auserwählten Jünger (Mk 9,2-10) vernehmlich, findet mit der Anerkennung als geliebter Sohn die Zueignung als Mensch in die Gottessohnschaft statt, die menschlich nur als Auftrag und Sendung bewußt werden kann. Die Unschuld Isaaks, die in seiner arglosen und doch ahnungsvollen Seele anklingt, kann auf das Lamm Gottes, auf die Sündelosigkeit Christi („in allem uns gleich außer der Sünde“) hin gedeutet werden. Dadurch verwandelt sich aber die Verheißung der Nachkommenschaft in die Bestimmung der Nachfolge als ein Wiedererlangen der Gotteskindschaft in Teilhabe an der sich erneuernden Unschuld, die nicht durch das Opfer unschuldiger Menschen, sondern nur durch die Schuldübernahme Gottes selbst als Mensch so erfolgen kann, daß sie uns (als Botschaft, als geistig wirksames Ereignis) in die Gefolgschaft ruft, Sünden zu bereuen, Schuld zu übernehmen (statt Schuld zuzuweisen) und Sünden zu vergeben, wie wir Gott bitten, uns unsere Sünden zu vergeben.*Menschen zu opfern, ist in der Tat Schuld und durch nichts zu rechtfertigen. Die Stimme Gottes, die im Gehorsam Abrahams ihn in Versuchung führt, spricht zu ihm, der unter einem anderen Volk lebt und in der Fremde weilt, wie einer jener Götter, der ein Kindesopfer verlangt. Er verlangt nach dem einziggeborenen, dem geliebten Sohn – und er tut dies als jener Gott, dessen Segen ja Fruchtbarkeit und reiche Nachkommenschaft bedeutet. Allein mit der Abweisung des so verstandenen Rufs in das ihm nachkommende Opfer, dann der Gottesbote diese Wesensbestimmung des Gotts Abrahams bestätigen. Die Hingabe des einziggeborenen Sohnes an Gott entzieht ihn in Wahrheit nicht der Genealogie und der Nachkommenschaft, sondern gibt in der Verwandlung die Bedeutung des Rufs an Abraham zu erkennen, mit seinem Sohn sich selbst und alle seine Nachkommen an Gott als Sohn und Kinder zu übergeben, damit alle auf sein Wort im Leben und als Lebendige hören und es bezeugen können. Wäre Abrahame analog zu Gott Vater zu deuten, dann würde der Vater den Sohn im Hochopfer für sich hinzugeben verlangen. Dies führte zu einer Fehlbestimmung der Gottesorientierung in der Sendung. Vom Evangelium her gibt Gott der Vater seinen einziggeborenen Sohn für die Menschen, „für uns alle hingegeben“ (Röm 8,32, χαρεσεται; 2. Lesung); wir haben hier keine Figur des Selbstzwecks oder der Selbstliebe oder der Selbstgenugtuung. Die Liebe und ihre Bestimmung als die des Vaters erschließt sich allein aus dem Verhalten des Sohne uns gegenüber, der Zusage Gottes, bei uns zu sein, bis in den Tod und durch seine Überwindung treu.

 

Das Markusevangelium flicht auch in der Verklärungserzählung in 9,2-10 etwas von den Schwierigkeiten ein, die die Jünger haben, um zu verstehen, was es mit der Botschaft Jesu auf sich hat. Den Geist der Verkündigung kann man nicht einfach in der Entgegensetzung zum Körperlichen und Sinnlichen Geschehen erfassen, aber ihm eben auch nicht in einer auf das Leibliche bezogenen Reaktion entsprechen.Es ist Ausdruck der Verwirrung („Er wußte nämlich nicht, was er sagen sollte“ 9,6) daß Petrus vorschlägt, Hütten, genauer: Zelte zu errichten, damit der verklärte Jesus mit Moses und Elija in der Hitze der mittäglichen Sonne auf dem Berg bleiben können. Die Gottesstimme aus den Wolken löst die Verwirrung, da sie die Salbung erneuert und die Vollmacht für Jesus verkündet, in seinem Namen zu sprechen. Das „auf ihr sollt ihr hören“ legt die Szene aus, in der Jesus der Gestalt seiner Erscheinung nach verwandelt (μετεμορφοθη) sich mit ihnen beredet. Diese Zeichen der Gleichrangigkeit mit Moses und El?a, die nicht einfach nur für Gesetzesverkünder und die Propheten stehen, sondern in das „Wiederherstellen“ (vgl. Mal 3,23f; Mk 9,12) als Auftrag Jesu weisen, das die Passion, das Leiden und den Tod verlangt. Die sein Erscheinen verwandelt zeigende Verklärung weist in diesem Bewußtsein, was an zu Erleidendem abverlangt werden wird, auf jenes Wiederherstellen durch die Auferstehung hin, die nachösterlich eine verwandelte Gestalt uns zu ersehen gibt, die nur in der Nachfolge und der Befolgung des „auf ihn sollst ihr hören“ begriffen werden kann, wie durch sie im Gedächtnis von Passion und Auferstehung, uns Gott in Wort und Werk des Geistes begegnet.Die Gestalten von Moses und El?a verschwinden nach dem Wort, das die Jünger aus ihrer Starre löst. Sie blicken um sich und sehen nur noch Jesus als den, der den mit Moses und El?a verbundenen Auftrag zu erfüllen übernommen hat. Ihnen, um den dreien, sich miteinander zu beraten, ein Bleiben zu geben, ist ein Schutzdach aus Palmwedeln oder Tuch zu errichten zwar verfehlt und zeigt die Verwirrung als Verwechslung der verklärten Gestalt in der Gemeinschaft der Heiligen und Propheten; doch wird es durchaus gelten, dem Gedächtnis dieser Bevollmächtigung des Wortes Jesu ein Haus zu bauen, das ihm ein Bleiben unter uns und für alle Nachkommen durch deren Gefolgschaft und das Hörenkönnen das Worts sichert. Das Haus des verkündenden Gedächtnisses des bei uns bleibenden Worts Gottes wird die Kirche sein – und Petrus, der dies vorschlug, wird als Stein eingesetzt werden, auf dem dieses Haus erbaut werden soll, durch sie gleich und, die Jünger.

H.Erben IThB, 2006